|
Mrs. Peel, wir werden gebraucht.
Unter langjährigen Fans von Krimi-Serien hat der Slogan fast den gleichen Status wie ”Hol‘ schon mal den Wagen, Harry” aus der ZDF-Serie ‚Derrick‘. Wenn in der 60ern des vergangenen Jahrhunderts aus den
Fernsehgeräten die Aufforderung an Mrs. Peel um Kooperation ertönte, standen Schurken schwere Zeiten bevor. Es war der Schlachtruf mit dem sich die englischen Agenten John Steed (dargestellt von Patrick MacNee) und
Emma Peel (gespielt von Diana Rigg) in der britischen
Kultserie ‚The Avengers‘ (Die Rächer) auf Verbrecherjagd begaben. Die Rächer erlangten in Deutschland unter dem Titel ‚Mit Schirm, Cahrme und Melone‘ Kultstatus. Agenten trieben sich ja reichlich auf Fernsehschirmen herum, aber Agentinnen? Und dann auch noch eine mit dem für englische Verhältnisse höchst ungewöhnlichen Vornamen Emma? Der Vorname lässt sich erklären. Es war eine Idee von Sydney Newman, dem geistigen Vater der Serie. Emma Peel ist eine Verballhornung von M(an) Appeal, frei übersetzt ‚was Männer anmacht‘. Und wahrlich machte Emma die Männer an. Ihr übliches Outfit war ein eng anliegender schwarzer Lederdress. Ob die englische Königin diesen Auftritt wirklich mit einem ‚I am absolutely not amused‘ kommentierte, läßt sich leider nicht mehr feststellen. Diesbezügliche Anfragen an den Buckingham Palace blieben unbeantwortet.
Einen Mann schien Emmas Sexappeal allerdings konstant kalt zu lassen: John Steed. Während James Bond, Steeds Kollege von der Kinoleinwand, sich schon mal zu einem Techtelmechtel mit der Kollegin
hinreissen liess, blieb Steed stets standhaft und fast unnahbar. Da wirkte das Ritual, nach einem gelösten Fall, wenigstens gemeinsam ein Glas Champagner zu trinken, schon fast obszön. Böse Zungen behaupteten sogar,
dass MacNee sich eher zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlte, was jedoch in den Bereich der Fabel gehört. John und Emma waren schon ein ideales Paar. Aber was heißt hier Paar? Gerade das war der Trick der
Serie, dass dieses ideal aufeinander abgestimmte Paar nie ein solches wurde, weder bürgerlich, noch unbürgerlich, weder tragisch noch glücklich. Dazu hatten John und Emma allerdings auch kaum Zeit. Das Britische
Empire stand unter Dauerbeschuss potenzieller Weltbeherrscher, die nicht nur England, sondern besser gleich den ganzen Globus unterjochen wollten. Dies galt es zu unterbinden, wobei Emma Peel als perfekte
Karatekämpferin glänzte und John Steed von seinem Schirm als Prügelstock ausgiebig Gebrauch machte. Eine Pistole hat der überzeugte Pazifist nie benutzt. Trotzdem gab es im Kampf gegen unheimliche Supermächte
bisweilen skurrile Szenen, bei denen Emma Peel Sekt (nein, keinen Schampus, der war für Steed reserviert!) in einem Sarg trinkt oder von einer Weinpresse fast zerquetscht wird. Etwas abstrus ging es bei ‚Schirm,
Charme und Melone‘ schon zu, was aber nicht spätere Weltstars davon abhielt, in einer Gastrolle mitzuwirken, so zum Beispiel Donald Sutherland und Johne Cleese. Zweifellos stand und fiel die Serie mit dem Duo
MacNee/Rigg. In den allerersten Folgen stand dem Gentleman John Steed eine gewisse Honor Blackman zur Seite, die in dieser Serie beim Publikum jedoch durchfiel und erst später als James-Bond-Gespielin in Goldfinger zu Ruhm und Ehre kommen sollte. Nein, erst Diana Rigg machte das Duo perfekt. Als die ausgebildete
Shakespeare-Darstellerin nach 18 Monaten Dreharbeiten ausstieg verflachte das Niveau der Serie mit Linda Thorson in der Rolle der Tara King zusehends nach dem Motto: “Mrs. King, wir werden verheizt.”
Kasten Mit Schirm, Charme und Melone/The Avengers England 1961-66 in Schwarzweiß, 1967-69 in Farbe Insgesamt 141 Folgen (9 noch nicht synchronisiert)
Stammbesetzung
Patrick MacNee (John Steed) Ian Hendy (Dr. David Keel) Honor Blackman (Cathy Gale) Diana Rigg (Emma Peel) Linda Thorson (Tara King) Petrick Newell (“Mother” Ingrid Hafner (Carol Wilson)
|