|
Dazu muß ich ein wenig in die Geschichte greifen. Vieles ist leider nicht mehr genau
zu rekonstruieren, da wichtige Teile des Archivs (ursprünglich von meinen Urgroß-Eltern angelegt) durch Kriegsereignisse vernichtet wurden. 1751 kaufte mein Urururururgroßonkel, Christian Friedrich Voss, der in
Berlin eine Verlagsbuchhandlung führte, eine titellose Postzeitung und erwarb das Recht, sie als “köiglich priviligirte Berliner Zeitung” zu führen. Bekannt wurde das Blatt unter dem inoffiziellen Untertitel
“Vossische Zeitung”. Vieles ist, wie gesagt, nicht mehr genau zu ermitteln, besonders Dinge aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Es gilt allerdings als gesichert, dass u.a. Lessing, Fontane, Herder und Jean Paul zu
ihren Autoren gehörten. Allein hätte mein Urururururgroßonkel das sicher nicht geschafft. Möglich wurde es durch die Heirat mit der Tochter des Berliner Buchhändlers und Verlegers Johann Andreas Rüdiger. Der aus
dieser Ehe entstandene Sohn, Christian Friedrich Voss der Jüngere, übernahm das Geschäft 1791, starb jedoch bereits 1795, sein Vater im gleichen Jahr. Danach gab’s Riesenstreit um das Erbe. Die Zeitung bekam Marie
Friederike Voss (begünstigt durch die Tatsdache, dass sie mit dem Bruder Gotthold Ephraim Lessings verheiratet war. Lessing selbst schrieb ja für das Blatt), den Verlag ein gewisser Johann Daniel Sander. Und
damit verlieren sich auch schon meine Vorfahren in der Geschichte der Zeitung. Zwar nannte sie sich damals sogar “Königlich Priviligirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen”, Im Volksmund hieß sie
indes “Tante Voss” oder eben “Vossische Zeitung”. Erst 1911 bekam sie eben diesen Titel. 1914 kaufte Ullstein das Blatt und wird schnell zum Meinungsträger im Ullstein-Konzern.
1934 stellte Ullstein ihr Erscheinen ein. In den Zeiten, in denen die “Vossische Zeitung” schon längst nichts mehr mit meiner Familie zu tun hatte, schrieben übrigens auch Kurt Tucholsky und Erich Kästner für das Blatt.
|
|