Axel Voss - Freier Journalist

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Über die Kult-Sofas der Gebrüder Bretz

 Erschienen am 25.1.2002 im Handelsblatt

Wohnsinn aus Knetmasse

Mario Basler hat eines. Linda Hamilton ebenfalls. Bei Ingo Appelt steht eines im Wohnzimmer und auch der Meister der schrägen Töne, Guildo Horn, besitzt im wahrsten Sinne des Wortes eines. Ein Sitzmöbel von Bretz, dem Meister der schrägen Sessel und Sofas, die auf der Möbelmesse in Köln sogar im Keith Haring Outfit vorgestellt wurden.
Selbst auf einem großen Autoatlas ist Gensingen kaum zu finden, wohl aber auf der Liste der Aldi-Südfilialen in Deutschland. Das Dorf im sonnigen Weinland Rheinhessen ist die Heimat der wohl schrägsten und schrillsten Polstermöbel (Preise ab ca. 770 Euro) aus deutschen Landen. Hier backen Norbert (35) und Hartmut Bretz (40) (Branchenjargon ‚Bretz-Brothers‘) keine Bretzeln, sondern produzieren Sofas und Sessel mit u.a. froschgrünen, knallgelben oder grell-orangenen Textilbezügen. Sie erzielen dabei Wachstumsraten von denen der Rest der gebeutelten Branche nur träumen kann. “Wir konnten auf der diesjährigen Möbelmesse im Vergleich zum Vorjahr einen Umsatzanstieg von 40% verbuchen" freut sich Norbert Bretz.
Die schreienden Farben aus Gensingen sind sicher nicht jedemanns Geschmack, auffallen tun sie auf jeden Fall. Für die Jünger des Diogenes sozusagen der Paukenschlag in Tonne und Wohnzimmer.
Wem die Standardfarben zu grell, oder nicht grell genug sind, kann sich auf der Web-Site www.bretz.de sein ganz persönliches Sofa zusammenstellen. Aus mehr als 100 Modellen, Bezügen, Farben, Füßen sind rund 1.000.000 Varianten möglich. Ausnahme: Lederbezüge sind bei Bretz out, denn Hartmut Bretz ist überzeugter Vegetarier und will nicht, dass Tiere die Haut für seine Möbel zu Markte tragen.
Die Erfolgsstory der Bretz-Bothers begann 1995. Der elterliche Betrieb produzierte seit fast 100 Jahren Polstermöbel mit dem Charme des ‚Gelsenkirchener Barocks‘ und stand kurz vor dem Ende.
Als Hartmut und Norbert Bretz das Kommando übernahmen, setzten sie auf radikale Kursänderung. Was bis dahin die Produktionshallen verließ, unterschied sich nur um Nuancen von gesichtsloser Massenware. Die Jungunternehmer wollten eigene Akzente setzen. Ade Würfelhocker. Weg von beige-braun, schwarz und weiß. Nicht mehr ‚Rheinland‘ oder ‚Markgraf‘, sondern ‚Yoyo‘ oder ‚Stone‘ hießen die Modelle. Es waren auch keine Polstermöbel mehr, sondern nach dem Selbstverständnis von Hartmut und Norbert Bretz ‚Cultsofas‘. Aus Hartmut und Norbert Bretz wurden die Bretz-Brothers. Eine Anspielung auf die ‚Blues-Brothers‘?. “Natürlich, denn die waren ja bereits Kult. Und unsere Sofas sollten es werden” erinnert sich Norbert Bretz schmunzelnd.
Innenarchitekten oder Designer brauchten die Brüder nicht für ihre Pläne. Dafür jedoch Kinderspielzeug. Während Möbel andernorts am Computermonitor entstehen, setzen die Gensinger ihre Ideen mit Knetmasse um! Heraus kommt dabei eine Lotterwiese wie das Sofa F126 im Keith-Haring-Look oder der Sessel A126 im gleichen Outfit. Auf die Keith Harin Kollektion ist Norbert Bretz besonders stolz. und auf das Tempo, in dem die Haring Möbel entstanden: “Erst im September 2001 haben wir Gespräche mit dem Lizenzgeber geführt. Von mir aus hätte es noch schneller gehen können.”
Nicht nur ihre Produktpalette haben die Bretz-Brothers umgekrempelt. Auch die Unternehmenskommunikation spricht neue, ungewohnte Töne. Endkunden ist für Norbert Bretz ein schreckliches Wort. Für ihn sind seine Kunden Fans. Die sitzen nicht nur im Big-Brother-Container, dessen dritte Staffel die Gensinger möbilierten, sondern auf der ganzen Welt; sogar bei den Scheichs in Dubai und Oman.

Bretz Wohnträume GmbH
Alexander-Bretz-Str. 2
55457 Gensingen
Tel. 06727-1036
Fax 1030
Cultsofa@bretz.de
http://www.bretz.de