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Nichts ist unmöglich
So lautet das Motto in der Werbung eines japanischen Autobauers. Und genau so lautete das Motto, als 1966 in den USA, ab 1991 auch bei uns, eine TV-Serie lief, in der es galt, unmögliche Aufgaben zu erledigen.
“Mission impossible” hieß sie in den USA, “Kobra, übernehmen Sie” bei uns. Unmögliche Missionen waren damals en vogue. Im Kino liefen sie durch die Gaunerstücke “Topkapi” und “Die Herren Einbrecher geben sich die
Ehre” sowie ein paar Jahre zuvor mit “Rififi” zu ungeahnten Höhenflügen an. Während in diesen Filme Juwelen und Cash gemopst wurde, die eigentlich besser als Fort Knox bewacht waren, lagen die Dinge bei “Kobra”
etwas anders. Auch hier galt es, eigentlich unmögliche Aufgaben zu erledigen, bei denen bisweilen auch gemopst wurde. Indes keinesfalls aus Raffgier, sondern im Auftrag einer Geheimabteilung der US-Regierung,
die sich von dunklen Mächten verfolgt wähnte. Natürlich wurden nicht in jeder Episode Gegenständen von gewissem Wert neue Eigentumsverhältnisse zugeordnet, da gab es auch schon mal eine Entführung oder das
Hauptquartier einer dubiosen Geheimorganisation wurde kurzerhand unterwandert. Während in den meisten Krimi-Serien die Jagd auf Gauner und potenzielle Welteroberer solo wie bei Columbo oder allenfalls im Duo wie bei Mit Schirm, Charme und Melone erfolgte, wies “Kobra” in dieser Hinsicht ein Novum auf. “Kobra” arbeitet als Team bestehend aus gewieften Spezialisten.
Chef des Teams und weitsichtiger Koordinator ist anfangs ein gewisser Daniel Briggs (Steven Hill), später James ‚Jim‘ Phelps, dargestellt von Peter Graves, der Jahre zuvor übrigens den Ziehvater des kleinen
Jungen in der Serie Fury mimte. Phelps zur Seite stehen Experten mit bemerkenswerten
Talenten. Da wäre zunächst Barney Collier (Greg Morris), ein geniöser Tüftler und Techniker mit Nerven aus Drahtseilen, der meisterhaft u.a. Miniatur-Tonbandgeräte in Wanduhren unterbringen, oder aber, durch ein
Seil an den Füßen gesichert, kopfüber Tresore knacken kann. Dazu gesellen sich das Muskelpaket Willie Armitage (Peter Lupus) sowie Rollin Hand (Martin Landau), der Mann mit den tausend Gesichtern, gegen den sich
Leopoldo Fredoli wie ein lausiger Verwandlungskünstler aus einem Vorstadtzirkus ausnimmt, und Cinnamon Carter, eine hübsche Blondine in den besten Jahren, die Schurken mit weiblichen Reizen umgarnt, wenn die Technik
versagt. Eine Technik versagt indes nie. Nämlich die des Vorspanns, der wesentlich zum Kult der Serie beigetragen hat. Phelps schleicht schnellen, jedoch angemessenen Schritts durch obskure Gegenden und begibt
sich sodann in eine Telefonzelle, greift in einen Papierkorb, öffnet ein Stromverteilerkästchen oder ähnlich exotische stille Briefkästen. Dort findet er ein paar Fotos, bisweilen auch geheime Dokumente und ein
Tonbandgerät. Er schaltet es ein, hört zunächst eine Kurzbeschreibung des aktuellen Auftrags und dann die legendären Sätze: “Ihre Chance ist gleich Null. Sollten Sie oder jemand aus Ihrem Team gefangen oder getötet
werden, wird der Minister jegliche Kenntnis von Ihrer Operation abstreiten. Dieses Tonband wird sich in wenigen Sekunden selbst zerstören. Kobra, übernehmen Sie!” Kurz darauf löst sich das Tonband unter leisem
Zischen in Qualm auf. Sodann sichtet Phelps das gefundene Material. Interessant ist, dass er mit traumwandlerischer Sicherheit die Fotos den entsprechenden Textpassagen auf dem Tonband zuordnet. Ebenso
interessant erscheint, dass Phelps mit einer sogar für Agenten erstaunlichen Geschwindigkeit eine Lösung des Falls entwirft, denn die nächste Szene spielt unmittelbar danach in seinem Büro. Hier gibt er die
Marschrichtung vor und verteilt die Aufgaben zur Durchführung der unmöglichen Mission an sein Team. Selbstverständlich sind diese Aufgaben äußerst diffizil und verlangen bei ihrer Durchführung die Präzision eines
Schweizer Uhrwerks. Eines war bei “Kobra” jedoch tabu. Rohe Gewalt wandte das Team nicht an. Das paßte auch nicht in die Zeit von Flower Power, zu der die Serie ihre größten Anfangserfolge hatte. Nein, das
Kobra-Team ging subtiler vor. Es verschaukelte die Kabalisten, spielte sie gegeneinander aus, meist unter Ausnutzung charakterlicher Schwächen, um zum Schluß “Ätsch” zu sagen. Die Zuschauer durften schmunzelnd
zusehen, wie die Schurken in die Fallen tappten. Das macht noch heute Spaß! Jedoch nur beim Original von Desilu Productions/CBS. Die durch Paramount TV/ABC von 1988 bis 1990 produzierte Neuauflage erfolgreich zu
gestalten erwies sich als unmöglich und fiel beim Publikum weitgehend durch. Eben Mission impossible.
Info:
US-TV-Serie Insgesamt wurden im Original von 1966 bis 1973
168 Folgen a 50 Minuten gedreht
Stammbesetzung:
Daniel Briggs (Steven Hill) 1966-1977 Peter Graves (James Phelps) 1967-1973 Barney Collier (Greg Morris) Peter Lupus (Willie Armitage) Barbara Bain (Cinnamon Carter) 1966-1969
Martin Landau (Rollin Hand) 1966-1969 Robert Johnson (Stimme auf dem Tonband)
Landau und Bain waren im wirklichen Leben verheiratet und schieden 1969 gemeinsam aus der Serie aus. Von 1969 bis 1971 übernahm Leonard Nomoy, besser bekannt als Langohr Spock aus Enterprise die Rolle eines Verwandlungskünstlers.
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