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Also, doll war das ja nun wirklich nicht, was Lord Brett Sinclair (Roger Moore) und Danny Wilde (Tony Curtis) da vor gut dreißig Jahren auf ihren Schurkenjagden zeigten. In der Tat erwies sich die englische Serie
“The Persuaders” in ihrer Heimat als mittelmäßiger Erfolg und in den USA sogar als Riesenflop. Dass sie bei uns unter dem Titel “Die Zwei” Kultstatus erlangte, lag weniger an der Handlung als an der Synchronisation
durch den Berliner Schauspieler Rainer Brandt. Dazu ein kleines Beispiel aus Folge 16 “Adel vernichtet”. In dieser Episode hätte Danny, sofern man das Original wortwörtlich übersetzt, ungefähr folgendes gesagt, als
er Bretts Tante (als kleiner Gag à la ‚Charlies Tante‘ ebenfalls von Roger Moore gespielt) vorgestellt wird: “Das ist aber nett. Ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Es besteht eine starke Familienähnlichkeit.
Nein, ich meine nicht meine Familie, sondern Ihre Familie. Gnädigste sehen ganz bezaubernd aus.” In der deutschen Fassung klingt das dann so: “Wie mich das aber freut. Auch wenn ich mir mit der Bemerkung schaden
sollte, Gnädigste haben ein Gesicht zum Eierabschrecken! Ich spreche nicht von meiner Zwiebel, sondern von Ihrer Familie. Von Brett. Brett, wie das, was man vor dem Kopf trägt. Ach Sie haben Kohl gegessen? Sie haben
soviel Dampf im Blüschen!” Neu waren derlei Nonsense-Sprüche auf deutschen Bildschirmen dabei nicht. In “Ihr Auftritt, Al Mundy” riskierte drei Jahre früher der von Robert Wagner gespielte Meisterdieb so manch
freche Lippe, und mehr als fünfzehn Jahre zuvor unterhielt sich Festus Haggen in “Rauchende Colts” reichlich blödelnd mit seinem Muli. Das Konzept von “Die Zwei” war dagegen recht innovativ. Brett Sinclair ist
ein Vertreter des englischen Adels. Danny Wilde ist ein Amerikaner, der den Sprung vom Tellerwäscher via Börsenmakler und Ölspekulant in die Brioni-Liga geschafft hat. Beide haben also Geld wie Heu. Da Geld
bekanntlich den Charakter verdirbt, Danny und Brett aber an ihren Mäusen hängen, beugen die Beiden potenzieller charakterlicher Verwahrlosung mit Schurkenjagd vor. Angestiftet von Richter Fulton (Laurence Naismith),
der immer einen ungelösten Kriminalfall aus seinen verstaubten Akten kramte, den Danny und Brett aufzuklären hatten. Richter Fulton war es auch, der Dannys und Bretts Fähigkeiten treffend charakterisierte: “Jeder
von ihnen hat etwas zu bieten, gewisse Fähigkeiten – nichts umwerfendes. Mixt man zwei relativ harmlose chemische Verbindungen wie zum Beispiel Glyzerin und Salpetersäure im richtigen Verhältnis, dann haben sie eine
enorme Sprengkraft.” Selbstverständlich passte das gesellschaftliche Umfeld der Verbrechen. Es konnte schon vorkommen, dass ein geisteskranker Mörder die gesamte adelige Sippschaft meucheln wollte. Oder es wurden
Brillis gemopst, die von den beiden so schnell wieder herbeigeschafft wurden, dass die Lady des Hauses damit rechtzeitig zu ihrem Geburtstag klimpern konnte.
Rainer Brandt ersann mit seiner Synchronarbeit teilweise haarsträubende Dialoge.
Zum Beispiel solche:
Brett: “Ich bewundere deinen Sinn für das Unauffällige. Die Jacke meine ich.” Danny: “Katholisch Mufflon, selbst geschlachtet. Du könntest so etwas natürlich nicht tragen.” ITV, die englische Produktionsfirma,
hatte sich indes mit den Persuaders wohl doch etwas übernommen. Ursprünglich waren 130 (!) Folgen geplant, von denen nur 24 realisiert wurden, was wahrscheinlich auch an den extrem hohen Gagen der Hauptdarsteller
lag. Tony Curtis hatte sich durch seine Rollen in Kinofilmen wie “Boeing Boeing”, “Rosemary’s Baby” oder “Unternehmen Petticoat” bereits in die Liga der Weltstars katapultiert. Roger Moore stand in (erfolgreichen)
Vertragsverhandlungen mit den Produzenten der Bond-Filme als 007-Nachfolger des beim Publikum durchgefallenen, einmaligen Bond-Darstellers George Lazenby. Das mag ihm wohl zu Kopf gestiegen sein, denn die gewöhnlich
gut unterrichteten Kreise berichteten, dass Moore immer auf einer Vertragsklausel bestand, die ihm uneingeschränkte, kostenfreie Belieferung mit Monte-Cristo-Zigarren während der Drehzeiten garantierte. Bei einigen
Epioden von “Die Zwei” zahlte Moore die Zigarren quasi an sich selbst, denn bei diesen Folgen war er auch Produzent.
Info - von 1971 bis 1972 wurden 24 Folgen à 60 Minuten gedreht- Stammbesetzung: Roger Moore (Lord Brett Sinclair), Tony Curtis (Danny Wilde), Laurence Naismith (Richter Fulton)
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