Axel Voss - Freier Journalist

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Kultserien in Fernsehen. Heute: Dallas

 Erschienen 2003 als Folge einer mehrteiligen Reihe in der Rheinpfalz

Wie die Bosheit in deutsche Wohnzimmer kam

Wissen Sie, was die Damenmode um die grauenhaftesten Abendkleider der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts bereicherte und was einen nicht sonderlich begabten Schauspieler zu einem ansehnlichen Vermögen von rund 350 Millionen Mark verhalf? Dallas! Die deutschen Fernsehzuschauer wiegten sich zwischen ‚Columbo‘, der, immer wenn er ein Zimmer verliess ‚noch eine Frage hatte‘, und Frau Antje, die unbeirrt auf die Vorzüge des holländischen Käses hinwies, in Sicherheit. Und dann ergoss sich plötzlich eine Lawine aus Intrigen, Missgunst, Bosheit, Habsucht und Betrug in unsere Wohnzimmer. Mit Dallas begann ein neues Fernsehzeitalter. Larry Hagman durchbrach mit der Rolle des Fieslings John Ross “J.R.” Ewing und dessen finsteren Absichten alle Einschaltquoten. Seine Ehefrau hiess Sue Ellen, dargestellt von Linda Gray. Bei ihr konnte man nie sicher sein, ob die Künste der plastischen Chirurgie ihre Grenzen erkannt oder ob Sues Alkoholexzesse unkorrigierbare Spuren auf ihrem Gesicht hinterlassen hatten. Zur Verteidigung sei angemerkt, dass J.Rs sexuelle Eskapaden den Griff zur Flasche auslösten. Kein Rock in Texas war vor dem Fiesling sicher. Wenn die mangelhaft ausgeprägte männliche Ausstrahlung nicht reichte, half die gut gefüllte Brieftasche.
Trotzdem stand Sue Ellen ihrem Gatten in wachen Momenten mehr oder weniger treu zur Seite, wollte sie doch den Schurken von der Unredlichkeit seiner dunklen Absichten überzeugen, was nur selten gelang.
Um dieses konträre Zweigestirn der durch Erdöl plötzlich zu Reichtum gekommenen Cowboyhut-Gesellschaft schart sich der Rest der Familie: J.Rs Bruder Bobby, Miss Ellie als Mutter der beiden und ihr Gatte Jock Ewing sowie Lucy Ewing, Tochter  von Gary Ewing, des verstoßenen Bruders von J.R., der nicht mehr auf der ‚Southfork Ranch‘, dem Sitz der Familie, lebt.
Nicht zu vergessen Bobbys Frau Pamela, ausgerechnet ein Spross von Digger Barnes, dem Erzfeind Jocks; und natürlich Digger Barnes‘ Sohn Cliff, der - meist vergeblich - seine Ränke gegen J.R. schmiedet.       
J.R. gegen den Barnes Clan (oder umgekehrt), das war das zentrale Thema der Serie, wobei J.R. einen - vermeintlichen - Nachteil hatte. Er verhielt sich, den  Drehbuchautoren gehorchend,  abgrundtief hinterhältig, dabei aber so erfolgreich, dass die gesamte Fernsehnation hinter ihm stand. Getreu dem Motto, Schadenfreude sei die schönste Freude.
Die Clans lassen beim Kampf um die Vorherrschaft in der texanischen Ölindustrie  kaum etwas aus. Gekränkte Sekretärinnen, deren Liebe zum Chef nicht erwidert wird, rächen sich mit der Weitergabe von Geheimdokumenten an die Konkurrenz. Angeheuerte Erpresser drohen ganze Ölfelder in die Luft zu sprengen. Bankmanager werden bestochen, damit sie dringend benötigte Kredite nicht bewilligen. Mordkomplotte werden geschmiedet und mit und ohne Erfolg umgesetzt. Ohne Erfolg natürlich bei Serienstar und Quotengarant JR.
1980 hatte der Fiesling sich so viele Feinde geschaffen, dass die Drehbuchschreiber ihn erschiessen lassen wollten. Dallas-Fans in aller Welt fragten, wer es denn schaffen sollte, JR zu beseitigen. Als die entsprechende Episode ausgestrahlt wurde, starrten rund 300 Millionen Zuschauer in 64 Ländern gebannt auf die Mattscheibe, um die Lösung hautnah mitzubekommen. In der Türkei beendete gar das Parlament vorzeitig seine Sitzungen, damit die Abgeordneten Dallas sehen konnten. Ungeachtet dessen überlebte JR natürlich den Anschlag. Eine verschmähte Geliebte gesteht die Tat und wird später tot im Swimmingpool der Southfork Ranch aufgefunden.
Mit 356 Episoden war Dallas eine relativ langlebige Serie. Die Popularität in aller Welt führte dazu, dass einigen Mitwirkenden der Ruhm zu Kopf stieg und die Gagenforderungen das Budget der Produzenten strapazierten. Dann ‚wanderten‘ Leinwandhelden aus, wurden bei Explosionen so schwer verletzt, dass sie fortan nur noch als bandagierte Mumien mitwirkten, darstellbar von x-beliebigen Schauspielern. Oder sie starben. Wie JR, dem in der letzten Folge doch tatsächlich der Leibhaftige begegnet und ihn auffordert, sich zu erschießen und so sein schändliches Dasein zu beenden. JR tut’s.  Dallas als Serie war  tot. Aber J.R.  nicht. In einem späteren Kinofilm kehrt er zurück. Er hatte nur auf sein Bild im Spiegel des Kleiderschranks geschossen. Eine naive Idee, aber teuflisch gut. (C) 2001 Axel Voss

Dallas
US-TV-Serie
Insgesamt wurden von 1978-1991
356 Folgen a 43 Minuten gedreht

Stammbesetzung:
Larry Hagman (J.R. Ewing)
Linda Gray (Sue Ellen Ewing)
Barbara Bel Geddes (Eleanor “Miss Ellie” Ewing)
Jim Davis (Jock Ewing)
Patrick Duffy (Bobby Ewing)
Victoria Principal (Pamela Barnes Ewing)
Ken Kercheval (Cliff Barnes)