|
Gottvertrauen und demokratische Gesinnung
Schon 1959 wurden Verabredungen für den Sonntag nachmittag verschoben oder manchmal gar nicht erst eingegangen. Punkt 17.00 Uhr versammelte sich die Nation vor dem Puschenkino, denn dann flimmerte Bonanza über den
Fernsehschirm. Immer, wenn die netten Leute der Ponderosa-Ranch durch die Wohnstuben zwischen Flensburg und Garmisch ritten, wurde klar, wie sehr die Deutschen noch immer an jenen Wilden Westen glaubten, von dem sie
wünschten, es hätte ihn so tatsächlich gegeben. Aber das macht nichts, denn erstens gehören Illusionen zum Leben wie der Container zu Big Brother, und zweitens war Bonanza nun ganz gewiss keine Western-Serie.
Klar, die genreüblichen Revolverduelle und Saloonprügeleien durften nicht fehlen. Aber das war nur Szenario für soziale Dramen, auf die sogar Gerhard Hauptmann neidisch gewesen wäre. In Bonanza sollten regelmäßig
Indianer betrogen, Schwarze verprügelt und Mexikaner verfolgt werden. Die Cartwrights wussten das auf ihre Art zu verhindern. Meist ohne Revolver. Aus Gottvertrauen, demokratischer Gesinnung und harten Fäusten
bestand die Philosophie mit der die Leute von der Ponderosa die Oberhand behielten. Unmittelbare Umsetzung des Goodwill der Kennedy-Ära, die aber so manche Frage unbeantwortet ließ. Wer war die Mutter der Söhne Ben
Cartwrights? Laut Drehbuch wurde jeder Sohn von einer anderen Frau geboren! An die große Glocke gehängt haben die TV-Bosse diesem Umstand nicht, denn drei Ehen passen nicht in das saubere Umfeld von Bonanza. Besser
dagegen der chinesische Koch der Ranch: Hop Sing. Siegmund Freud hätte die Frage ob Sing auch Mutterersatz war, sicher mit Freude diskutiert. Apropos Mutter und Frau: Egal ob Little Joe, der jüngste Sohn
und Heißsporn, Hoss, ein gemütliches Dickerchen mit einer Lücke zwischen den Schneidezähnen, oder Adam, der Älteste und zugleich ein schwarzhaariger Langweiler (der auch immer schwarze Klamotten trug)- kein
ordentlicher Cartwright ließ sich von einer Frau nachhaltig betören, sprich vor den Traualtar locken. Die weiblichen Fans sollten schließlich bei der Stange gehalten werden. Phantasie war bei den Drehbuchverfassern
jedoch Mangelware. Welches Mädchen auch immer einen Cartwright als Objekt der Begierde wählte, wurde Opfer einer Flut- oder Feuerkatastrophe. Ersatzweise hielten Schlangenbisse her. Wer das überlebte, wurde
kurzerhand vom durchgedrehten Pferd abgeworfen und erlitt einen Genickbruch. Bonanza ist ein Begriff aus Mexico und heißt dort soviel wie Glück. Glück haben die Cartwrights gehabt. Die Serie spielte zur Zeit des
amerikanischen Bürgerkriegs. Doch Adam, Hoss und Little Joe wurden nie zum Wehrdienst eingezogen. Haupteinnahmequelle der Ponderosa war die Rinderzucht, obwohl es zu der Zeit noch massenhaft Büffel gab, mit Kuh und
Ochs eigentlich kein Geld zu verdienen war. Glück gehabt haben wohl auch die Bonanza-Autoren. Nicht weil ihnen wegen der immer wieder vorkommenden Todesumstände der Mädels die erwähnte mangelhafte Phantasie
vorgeworfen wurde. Viel schlimmer: Die Cartwrights trugen Hosen mit Reißverschluss. Der wurde aber erst 1903 erfunden und zum Patent angemeldet.
Bonanza US-TV-Serie Insgesamt wurden von 1959 bis 1973 440 Folgen a 52 Minuten gedreht
Stammbesetzung: Lorne Greene (Ben Cartwright, der Vater) Dan Blocker (Sohn Hoss) Michael Landon (Sohn ‚Little Joe) Pernell Roberts (Sohn Adam) Victor Sen Yung (Koch Hop Sing)
|
|